Meine Adventszeit
Zum Advent gehört seit jeher das Innehalten und die Besinnlichkeit. Es ist eine Zeit, in der man zur Ruhe kommen soll. Bei mir war das nicht immer so. Umso mehr schätze ich die Adventszeit jetzt.
Während meiner Ballettkarriere waren die Advents- und dann die Weihnachtszeit der Höhepunkt der Theatersaison, was eine der arbeitsreichsten Zeiten des Jahres bedeutete. Anfang Dezember begann meist mit der Premiere einer neuen Vorstellung, und dann folgte eine Nussknacker-Aufführung nach der anderen. Das Weihnachtsfest selbst verlief ähnlich – an Heiligabend stand auf dem Programm statt eines festlichen Abendessens die psychische und körperliche Vorbereitung auf den anstrengenden nächsten Tag im Theater. Manchmal wurde das Weihnachtsfest mit der Abreise am Heiligabend zu einer künstlerischen Arbeitsreise ins Ausland gekrönt.
In dem Moment als ich das Ballett und Theater verließ, fasste ich sofort einen Entschluss. Von nun an möchte ich die Advents- und Weihnachtszeit anders verbringen. Um den 15. Dezember herum startete ich dann die Weihnachtspause in meinem Bewegungsstudio. Und jetzt, seitdem ich meine regelmäßige Tätigkeit abgeschlossen habe, genieße ich den Advent.
Heute ist der Advent für mich ein Geschenk
und eine Gelegenheit, Inspiration und Energie für das kommende Jahr zu sammeln.
Ich erlaube mir, NICHTS zu tun. Oder besser gesagt, nur das zu tun, was mir Spaß macht. Heute kümmere ich mich nicht so sehr darum, ob ich Weihnachtskekse gebacken habe, ob ich meinen Adventskranz geschmückt habe und zu Hause sorgfältig aufgeräumt ist. Ich eile nicht mehr durch die Geschäfte auf der Suche nach Weihnachtsgeschenken. Keine fixe Termine, Deadlines und Abschlüsse mehr. Obwohl... doch –
ich schließe mich und ziehe mich zurück.
Die Adventszeit ist für mich eine Gelegenheit, das vergangene Jahr zu rekapitulieren. Ich blicke zurück auf die guten Momente, aber auch auf die Herausforderungen, die das Jahr mit sich gebracht hat. So habe ich Zeit, die Misserfolge und Enttäuschungen mit Abstand zu betrachten und sie aus verschiedenen Blickwinkeln zu beobachten. Darüber nachzudenken, ob sie auch etwas Wertvolles in mein Leben gebracht haben. Dabei halte ich es für wichtig zu beobachten, was sich in uns und in unserem Leben verändert hat, was verschwunden ist, ohne dass wir es bemerkt haben, und umgekehrt, was neu hinzugekommen ist. Manchmal reicht ein Augenblick, den man mit sich selbst verbringt, und eine einfache Frage:
Wer war ich zu Beginn des Jahres und wer bin ich jetzt?
Gerade ein solches kurzes Innehalten zum Nachsinnen bietet der Advent, die Zeit der längsten Dunkelheit und des Wartens auf die Ankunft des Lichts. Die Rekapitulation und Besinnung im Advent kann dann an Weihnachten mit einem einfachen geflüsterten DANKE abgeschlossen werden.